Leitfaden für den Umgang mit Open Educational Resources

Mit dem Erscheinen des Praxisrahmen für Open Educational Resources (OER) in Deutschland findet das von Wikimedia Deutschland durchgeführte BMBF Projekt Mapping OER – freie Bildungsmaterialien gemeinsam gestalten seinen erfolgreichen Abschluss. Der Leitfaden fasst die Arbeit von fast einem Jahr mit über 350 Akteuren zusammen.

Unter OER werden Lehr-, Lern- und Forschungsressourcen verstanden, die gemeinfrei oder unter einer offenen Lizenz veröffentlicht sind. Diese erlaubt den kostenlosen Zugang, sowie die kostenlose Nutzung, Bearbeitung und Weiterverbreitung.

praxisrahmen zu open educational resources

Im Laufe des Projekts wurden vier wesentliche Handlungsfelder identifiziert. Diese werden in den Handlungsempfehlungen im Detail hinterfragt, strukturiert und ausgearbeitet:

  • Lizensierung und Rechtssicherheit
  • Qualitätssicherung
  • Qualifizierungsmodelle
  • Finanzierungs- und Geschäftsmodelle

Die Vorarbeit von Wikimedia reicht dabei bereits mehrere Jahre zurück. Schon früh war klar, dass nur freie Lehr- und Lernmaterialien den digitalen Bildungsbedingungen ausreichend gerecht werden – sie erlauben nicht nur eine freie Verbreitung ohne Zugangshürden, sondern vor allem auch die Bearbeitung und Weiterentwicklung sowie das freie Kombinieren (Mixing) miteinander.

Praxisrahmen für Open Educational Resources

Statt Grenzen zu ziehen werden bewußt Räume geöffnet, Stolpersteine und Herausforderungen identifiziert und gangbare Lösungswege aufgezeigt. OER wird dabei als ein offener, partizipativer Prozess für unsere heutige Bildung gesehen, um diese gemeinsam zu gestalten.

Dabei bietet freie Bildungsmaterialien ein großes Potential im Hinblick auf Innovationskraft, neue Technologien und die konsequente Digitalisierung von Bildungsangeboten. OER wird so den Anforderungen an eine moderne digitale Gesellschaft am Besten gerecht ohne bestehende internationale Grundlagen wie Urheberschaft oder Urheberrecht in Frage zu stellen.

Transferleistung gefragt

Die Offenheit von OER löst per se noch keine Probleme, sondern muss aktiv auf den eigenen Wirkungsbereich übertragen werden. Eine erfolgreiche strategische Nutzung von OER setzt also den Willen voraus, die Herausforderungen auf den eigenen professionellen Kontext zu übertragen und dort so einzusetzen, dass entweder ein strategischer Vorteil oder ein wirtschaftlicher Nutzen entsteht.

Dieses Vorgehen zeigt gleichzeitig einen Lösungsweg für eine der besonders zentralen Fragen zu OER auf: wer soll OER finanzieren? Statt eine Kostenübernahme für die Erstellung von freien Bildungsmaterialien von dritter Seite zu fordern sollte man dort starten, wo OER bereits erfolgreich entsteht und dies als Ausgangsbasis für eigene Aktivität nutzen.

OER is not a business model

In Anlehnung an die gleichlautende These „Open Source is not a business model“ zeigt sich auch bei OER schnell, dass frei verfügbare Inhalte in vielen Richtungen wegweisend sein können. Sind liefern aber nicht per se die Basis für ein wirtschaftlich nachhaltiges Geschäftsmodell.

Vielmehr sollte der strategischen Nutzen von OER auf die jeweilige Unternehmenssituation abgestimmt werden:

  • Steigerung der eigenen Sichtbarkeit durch OER
  • Stärkung von Marke und Unternehmenimage
  • Nutzung eines Freemium Models, das OER als kostenfreie Grundlage verwendet

Je nach Ausrichtung kann OER somit als „Enabler“ eine Marketingfunktion übernehmen oder bahnt überhaupt erst den Weg zu zukünftigen Kunden. Ganz egal, welche strategische Funktion gewählt wird – sowohl eine funktionierende Community als auch ein offenes Ökosystem zur Weiterentwicklung sind entscheidende Erfolgsfaktoren.

Ganz wie bei Open Source steht dabei die Balance zwischen Geben und Nehmen im Mittelpunkt. Nur ein ehrliches Gleichgewicht sichert eine langfristig erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Community.

Dieser Blickwinkel auf OER war im Vorfeld nicht unumstritten – wir freuen uns auf Feedback und Kommentare zu diesem Thema!


mapping-oer.de/…/Praxisrahmen-für-OER-in-Deutschland/
mapping-oer.de/…/projektabschluss-und-veroeffentlichung-des-praxisrahmens-fuer-oer-in-deutschland/
netzpolitik.org/…/mapping-oer-praesentiert-praxisrahmen-fuer-open-educational-resources-in-deutschland/
heise.de/newsticker/meldung/Wikimedia-fordert-bessere-Foerderung-von-Open-Educational-Resources/
open-educational-resources.de/16/mappingoer/
entresol.de/inspire-your-business/oer-als-treibstoff-fuer-innovative-geschaeftsmodelle/
entresol.de/inspire-your-business/nachhaltige-finanzierungsmodelle-fuer-open-educational-resources/