Die Facetten von Offenheit
Seit einiger Zeit hören wir in Gesprächen immer wieder, dass Open Source bereits als Standard (oder selbstverständliches Allgemeingut im Sinne von „Commodity“) wahrgenommen wird. Open Source Software begleitet uns im Alltag und ist allgegenwärtig – ob in Endverbrauchergeräten, in heterogenen Systemumgebungen oder bei Anbietern von Internet Services. Auch für das Internet selbst bildet Open Source schon lange das technische Rückgrat für die gesamte Infrastruktur.
Gleichzeitig findet die Idee hinter Open Source ihre Anwendung in immer neuen Bereichen. Von offener Weiterbildung mithilfe von Open Education über offene Daten durch Open Data bis hin zu offenen Innovationsprozessen über Open Innovation erstreckt sich eine ganze Landkarte mit offenen Aktivitäten und Trends, welche die Stärken von Open Source aufgreifen und auf einen neuen Bereich anwenden.
50 Shades of Open
Open Hardware war dabei einer der ersten Versuche, um zu sehen, ob die Idee hinter Open Source auch jenseits von digitaler Software mit physischen Dingen funktionieren kann. Hier startete z.B. bereits 1999 die erste Initiative zur Entwicklung eines komplett offenen Fahrzeugs – dem OScar (Open Source Car, Technology Review Artikel). Heute sehen wir das Open Source Prinzip in einer immer breiteren Vielfalt aufgegriffen.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit finden sich Beispiele wie
- Open Access (freier Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen)
- Open Business (Geschäftsmodelle auf Basis offener Ökosysteme)
- Open Cloud (Standardformate und -schnittstellen für Cloudzugriff)
- Open Content (kostenfreie Nutzung und Verbreitung von Inhalten)
- Open Data (frei verfügbare Daten aus dem Öffentlichen Bereich)
- Open Education (frei verfügbare Lernplattformen und -materialien)
- Open Government (Transparenz von Regierung und Verwaltung)
- Open Hardware (lizenzkostenfreie Baupläne für offene Hardware)
- Open Health (Offene Tools und Austausch im Gesundheitswesen)
- Open Innovation (Unternehmensöffnung im Innovationsprozeß)
- Open Journalism (Partizipatorischer Open Source Journalismus)
- Open Knowledge (offene Daten, Inhalte & Informationen für alle)
- Open Research (kollaborative, offene Wissenschaft & Forschung)
- Open Source (Frei verfügbare & lizensierbare quelloffene Software)
- Open Space (partizipatives, offenes „Un-Konferenz“ Eventformat)
- Open Standards (zugängliche Standards mit offenen Schnittstellen)
- Open State (Blaupause für eine offene, nachhaltige Gesellschaft)
- Open Technology (Offene Entwicklung von Schlüsseltechnologien)
Alle diese Initiativen beruhen dabei auf den Ideen und Prinzipien, welche auch die Entstehung von Open Source (anfangs „freie Software“) inspiriert und vorangetrieben haben. Offenheit, Transparenz, Vielfalt, Mitgestaltungsmöglichkeiten, freie Verfügbarkeit und Zugang, Anbieterunabhängigkeit sowie Innovationskraft sind herausragende Stärken von Open Source und gleichzeitig auch ein wesentlicher Antrieb für die Communities, um an offenen Themen mitzuarbeiten und diese aktiv zu gestalten.
Die Open Source Idee erobert neue Ebenen
Neben dem Vorteil einer zusätzlichen Wertschöpfung – mit dem kreativen Potential von externen Communities, maßgeschneiderten Produkten durch Mass Customization oder dem gezielten Auslagern von geeigneten Aufgabenstellungen mithilfe von Crowdsourcing – gibt es immer auch eine Reihe von Herausforderungen sowie besondere Verantwortung, die damit einhergehen.
So sollten Inhalte bevorzugt unter einer offenen Creative Commons Lizenz erstellt werden. Der Aufbau von neuen Communities erfordert Ausdauer und Einfühlungsvermögen und jede Vergabe von Themen an externe Gruppen, die auf Basis von Meritokratie zusammenarbeiten, bringt einen nicht zu unterschätzenden Kontrollverlust mit sich. Dieser kann jedoch durch eine positive Einflussnahme, neutrale, werthaltige Beiträge und konstruktive Führerschaft aktiv gehandhabt werden.
Welche Erfahrungen haben Sie mit der Öffnung von Themen innerhalb Ihres Unternehmens gemacht? Wir freuen uns auf Kommentare und Denkanstösse!