Bitcoin – mit Open Source zur unabhängigen Währung

Bitcoin ist als eine digitale, verteilte und inflationssichere Cyber-Währung auf Basis eines Open Source Projekts konzipiert und will als globale Währung unabhängig von Banken oder Staatssystemen sein. Hat dieses Projekt das Potential, unser bisheriges Finanzsystem in Frage zu stellen?

Die Idee einer „Crypto-Währung“ reicht bis zum Cypherpunk Manifesto von Erik Hughes in 1993 zurück. Satoshi Nakamoto rief dann 2009 ein Open Source Projekt dazu ins Leben und Anfang diesen Jahres wurde von dem Google Entwickler Mike Hearn (Google Zürich) eine für mehrere Plattformen verfügbare und benutzerfreundliche Implementierung veröffentlicht.

Technisch weist das System einige richtungsweisende Merkmale auf, die ihm das Potential für eine disruptive Technologie geben – oder zumindest viel Stoff zum Nachdenken über die Möglichkeiten und Potentiale einer globalen, unabhängigen Cyber-Währung geben:

  • Bitcoins sind als ein digitaler Ersatz für Bargeld gedacht.
  • Der Geldtransfer findet kryptografisch gesichert, anonym und frei von Kosten statt.
  • Das System arbeitet auf einer komplett dezentral verteilten Datenbank, es gibt keine zentrale Instanz im Hintergrund.
  • Der Zahlungsverkehr ist weder von Banken, Organisationen noch Regierungen steuer- oder kontrollierbar.
  • Die maximale Menge an Bitcoins ist limitiert (21 Mio), womit sowohl Wert- als auch Geldmengeninflation verhindert werden sollen.
  • Die Erzeugung neuer Bitcoins ist für jeden möglich, gleichzeitig aber mit hohem Ressourcenaufwand verbunden (Rechenleistung, Zeit, Energiebedarf).
  • Die Währung ist frei handelbar und über Handelsplätze (sog. Bitcoin Trader) in echte Währungen konvertierbar.

Die Peer-to-Peer-Architektur stellt zusammen mit der kryptografischen Public/Private-Key-Verschlüsselung sicher, dass Zahlungen eindeutig und unverfälschbar sind. Dabei können sie weder überwacht noch manipuliert werden – jede Transaktionen wird von zehntausenden von Peers authentifiziert.

Neben der zugrundeliegenden Technologie scheinen aber vor allem die ökonomischen und volkswirtschaftlichen Auswirkung einer unabhängigen, inflationssicheren digitalen Währung interessant:

  • Der Wert der Währung entsteht durch das freie Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage – letztlich ist der Wert jeder Währung eine reine Illusion.
  • Je mehr reale Produkte und Dienstleistungen in Bitcoins angefragt oder angeboten werden desto belastbarer könnte dieses Zahlungsmittel werden.
  • Die globale Bitcoin Produktion wird sowohl durch die dazu notwendige (hohe) Rechenleistung als auch durch die Zeit reguliert, um neue Bitcoins zu erzeugen.
  • Das Generieren neuer Bitcoin Zahlungsblöcke ist für jedermann (kostenfrei) möglich – sofern genug Rechenleistung und Zeit dafür aufgebracht werden.

Die Zahl der erzeugten Bitcoins liegt derzeit bei rund 6 Mio, der Wert schwankt derzeit um 8 USD (nach 2-3 USD Ende 2010 und 20 US Cent in der Anfangszeit). Die Rechenzeit, um ein neues Bitcoin zu erzeugen, liegt für handelsübliche Computer bei mehreren Jahren und steigt kontinuierlich an, je mehr Bitcoins insgesamt existieren. Die zeitliche Begrenzung liegt bei maximal 144 neuen Bitcoins pro Tag, diese Rate kann selbst mit brachialer Rechenkapazität (wie sie z.B. Cloud Anbieter oder Betreiber großer Rechenzentren wie Google zur Verfügung hätten) nicht erhöht werden.

Der tägliche globale Bitcoin Handel liegt derzeit im Schnitt bei 20 Mio USD und das Angebot an Produkten oder Dienstleistungen scheint zu belegen, dass bereits ein Wertempfinden für dieses rein digitale Gut existiert. Damit rückt eine Frage schnell ins Interesse: was ist das Innerste, das unser globales Wirtschafts- und Finanzsystem zusammen hält – ist es allein der Glaube an bisherige Währungen, die schon lange nicht mehr mit Gold hinterlegt und abgesichert sind? Haben etwa Bitcoins das Potential zum nächsten Skype, Google, Facebook, Apple oder Twitter der Finanzwelt?

Es gibt jedoch nicht nur Potential in dem Konzept sondern teilweise auch deutliche Kritik daran. Die Unabhängigkeit von jeglichen „Aufsichtsinstanzen“ birgt das Risiko eines Missbrauchs für Geldwäsche oder terroristische Aktivitäten. Aufgrund seiner Architektur scheint das System kaum angreifbar – eine Illegalisierung und damit strafrechtliche Belangung von einzelnen Nutzern könnte die Verbreitung bremsen oder zum Erliegen bringen. Dieses Szenario wird auch von den Entwicklern bereits erwartet – weder Regierungen noch die Finanzwelt dürften das System freiwillig dulden oder gar unterstützen.